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Sonntag, 20. Oktober 2002     Berlin, 23:25 Uhr
 
Desillusioniert

Nabokovs "Lolita" - Opera

Von Thorsten Jantschek

Hannover - "Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. Lo-li-ta" - der weltberühmte Beginn von Vladimir Nabokovs Skandalroman "Lolita". In Zeiten krimineller Kinderpornographie ist das kaum mehr ein Thema für große Entrüstungen, allenfalls für kleine Empörungen. Regisseur Peter Kastenmüller gelingt es am Schauspiel Hannover, jenseits von verquarztem Einfühlungstheater Nabokovs Figuren plausibel zu machen. Sie wirken hier wie Schnittmuster der Kulturindustrie, grob und provisorisch gezeichnet. Doch je konkreter die ausweglos obsessive Liebe zwischen Humbert Humbert (Matthias Neukirch) und der Girlie-Göre (Lolita Katharina Schüttler) wird, desto mehr wird die Geschichte filmisch als melodramatische Erinnerungsspur erzählt, als Phantasie alternder Männer. Wenn am Ende Lolita und Humbert allein und desillusioniert vor einem Wohnwagen stehen, dann hat der Regisseur durch sein zwischen Film und Theater changierendes Erzählen für seine Figuren einiges an dramatischer Fallhöhe gewonnen.



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